Bereits um 1900 war es eine Gepflogenheit der münsterschen Karnevalsfreunde, an den Karnevalstagen, einen Doppelposten an der alten Hauptwache, dem Stadtweinhaus am Prinzipalmarkt, ausziehen zu lassen.
Soldaten münsterscher Regimente wurden mit Landsknechtkostümen, Helm und Harnisch ausgestattet und patrouillierten, mit der Hellebarde bewaffnet, vor zwei Schilderhäuschen auf und ab.
Nach dem Ersten Weltkrieg geriet dieser Brauch in Vergessenheit.
Im Jahre 1930 rief Dr. jur. Bernhard Theissing den damaligen Brauch wieder ins Leben.
Er ließ zwei Dutzend Soldaten mittelalterlich einkleiden und führte selbst in Raubritter Rüstung einen kurzen Umzug, an dem auch ein Spielmannszug beteiligt war, durch die Straßen der Altstadt an.
Daraufhin wurde das Stadtweinhaus besetzt und die Närrische Wache aufgezogen.
Im Folgejahr machte Bernd Lohaus aus diesem Anfangsversuch eine ständige Einrichtung. Er veranlasste, dass die Karnevalsvereine junge Kräfte für die Gründung einer ständigen Stadtwache abstellten.
Der erste Kommandant Bernd Lohaus und der erste Spieß Willy von Falken brachten ihnen das Griffekloppen bei.
Die Karnevalistische Stadtwache Münster, damals kurz „Ka-Sta-Mü” genannt, hatte ihren ersten großen Auftritt am 01.02.1931 des Komitees der Karnevalsvereine Münster (heute BMK) in der damaligen Stadthalle an der Neubrückenstraße.
Der 01.02.1931 wird somit als Gründungsdatum der Karnevalistischen Stadtwache Münster angesehen.
1933 kam es zu einer Umstrukturierung und die Soldaten waren nunmehr zu Mitgliedern der Stadtwache geworden. Zudem trat der Spielmannszug des „Stahlhelm” dazu. Ebenso wurde eine Schwenkfahne in den Stadtfarben von Münster angeschafft.
Zum Karneval 1934 wurden neue, eigene Kostüme in den Farben „gelb-rot-weiß” hergestellt.
1935 wurden mit den Kostümen ein Spielmannszug sowie eine Musikkapelle eingekleidet. Die „Stadtväter” hatten tief in die Stadtkasse gegriffen, um dem münsterschen Karneval etwas einmaliges zu bieten.
Ebenfalls zog in diesem Jahr erstmalig eine Marketenderin mit der Stadtwache auf.
In Anlehnung an das bekannte Soldatenlied „Im Wald, im tiefen Walde” mit dem Kehrreim (Refrain) „Lore, Lore, Lore, Lore,
schön sind die Mädchen von siebzehn, achtzehn Jahr. [...]” wurde sie Lore genannt. Ein Name, der sich bis heute erhalten hat.
Die Stadtwache war vor dem Zweiten Weltkrieg kein wirklicher eigener Verein, sondern sozusagen eine Abteilung des Bürgerausschusses zur Förderung des Münsterschen Karnevals (heute BMK).
Der Bürgerausschuss arbeitete eng mit der Stadtverwaltung zusammen. Alle Uniformteile, bis auf die Langschaftstiefel, waren Eigentum der Stadtwache.
Bei Kriegsbeginn wurden die Stiefel im Fundus des Stadttheaters eingelagert. Durch die Kriegseinwirkung wurde jedoch alles vernichtet.
Bis heute tritt das Tanzkorps in friderizianischen Traditionsuniformen mit Dreispitz, Reiterstiefeln und Säbeln auf.
Der Spielmannszug trägt seit 2017 blaue Uniformjacken mit weißem Hemd, schwarzer Hose und „Narrenkappe” bzw. Schiffchen.
Bernd Lohaus
Gründer der Karnevalistischen Stadtwache Münster
1931
Aufzug der Stadtwache 1931